Weihnachtsfest, Urlaub am See, Jahreswechsel in der Schule und „Epiphanias“ am 6. Januar
Allen Lesern meines Blogs wünsche ich zu allererst noch ein frohes und gesegnetes neues Jahr 2013! Ich hoffe, dieses hat für jeden von Euch in irgendeiner Art und Weise besonders begonnen - hier lest Ihr, was für mich den Jahreswechsel unvergesslich machte. Zunächst jedoch von vorn:
-Weihnachten-
Das diesjährige Weihnachtsfest viel etwas unspektakulärer
aus, als ich es mir gedacht habe, jedoch ist es gerade deshalb etwas Besonderes
für mich, da mir einmal mehr bewusst wurde, wie viel mir Weihnachten mit der
Familie und mit all den Bräuchen und Traditionen daheim bedeutet.
Am 24.12. bin ich vormittags zur Arbeit ins Krankenhaus
gegangen - schon das war eine Besonderheit, da ich bisher an diesem Tag in
Deutschland immer schulfrei hatte und somit automatisch zu Hause war. Schon den
ganzen Tag beobachtete ich Frauen und Kinder, die vor der Tür des
Schwesternhauses saßen, um sich ein „christmas gift“ abzuholen. Dieses waren in
diesem Jahr zwei Kilo Reis, sowie Seife zum Waschen. Das machen die Schwestern
immer so; alljährlich bereiten sie ca. 40 Geschenke vor, die zum diesjährigem
Fest aber nicht reichen wollten, da so viele Frauen kamen (oder teilweise auch
mehrere Frauen aus einer Familie).
Um 18Uhr kam dann der befreundete Pater der Schwestern zu
uns ins Konvent und feierte eine „Christmesse“ in der Kapelle der Schwestern.
Das war die nächste Besonderheit, denn sonst gehe ich zur Christnacht immer in
die große Pfarrkirche nach Wittichenau. In diesem Jahr sollte also alles ein
wenig kleiner sein. Während der Messe hörte ich plötzlich Stimmen und ein
Räuspern von draußen. Und durch die geöffneten Fenster konnte ich einige kleine
Jungs erkennen, die vor der Kapelle kniend den Gottesdienst verfolgten - oder
auch nur die funkelnde Lichterkette am Christbaum bestaunten.J Es war ein sehr
niedliches Bild.
Danach gab es ein leckeres Abendessen und anschließend
die Bescherung. Nachdem jeder reichlich beschenkt wurde, saßen wir noch
beisammen und unterhielten uns. Und etwas fiel mir in diesem Jahr auch an mir
selbst auf: auch, wenn z.B. ein Geschenk eine Tüte Chips oder Obst auf dem Gabenteller
war, hier in Malawi freut man sich über solche Kleinigkeiten irgendwie viel
mehr, als zu Hause in Deutschland…
Am nächsten Tag wartete schon die nächste Besonderheit -
ich ging in zwei Gottesdienste. Der erste fand, wie jeden Sonntag, um 7.30Uhr
statt und ich brachte zur Gabenbereitung meinen selbstgebackenen Apfelkuchen
nach vorn. Der hat den drei Priestern der Gemeinde übrigens sehr gut
geschmeckt, wie ich zur Silvesterparty erfuhr. - Auch, wenn ich alles in einem
Topf mit einem nicht mehr ganz intakten Mixer verrühren und „phi mal Daumen“
zusammengeben musste. Der nicht mehr exakt schließende Backofen gab dann noch
den Rest dazu. J
Unsere weihnachtlich geschmückte Pfarrkirche |
Der erste Gottesdienst verlief eher wie an einem normalen
Sonntag - mit Chorgesang, jedoch keinen spektakulären Ereignissen. Bis auf den
Fakt, dass der Chor nur in Begleitung von Trommeln sang, was ich ja anstelle
des Keyboards immer noch viel afrikanischer und schöner finde.
Der anschließende große Weihnachtsgottesdienst fand um
10Uhr statt. Dort gab es dann wieder ganz viele große und kleine Tanzmädchen, die
unter anderem wieder ganz festlich und besonders die Heilige Schrift von hinten
nach vorn tanzten, einen Chor mit Keyboard und einer wahren Besonderheit am
Ende der Messe: ein Mädchen tanzte mit einem weißen Kopftuch und Schleier das
Magnifikat vorn am Altar, während der Chor es sang! Das habe ich noch nie
gesehen und es hat mich sehr beeindruckt - gerade auch die Bewegungen des
Mädchens.
Die üppig geschmückte Krippe und der Weihnachtsbaum |
Der Kirchenschmuck fiel in diesem Jahr auch etwas üppiger
als gewohnt aus: Überall hingen quer durch die Kirche Glitzergirlanden und
kitschige Bildchen. Der Altar war in den Farben gelb und weiß mit vielen
Tüchern geschmückt und auf der linken Seite standen ein Plastikchristbaum,
ebenfalls mit Glitzergirlanden verziert, sowie eine Krippe, in der allerdings
gleich schon am 24.12. die heiligen drei Könige (und das in doppelter
Ausführung) vorhanden waren. J
Zu ihnen gesellte sich noch ein Weihnachtsmann und ganz viele Kühe, Schafe,
Ziegen und ein Elch.
Das war aber auch schon alles, was Weihnachten hier
besonders machte. Da der zweite Weihnachtsfeiertag auf einen Mittwoch fiel und
in Madisi mittwochs normalerweise keine Messe in der Pfarrkirche stattfindet,
gab es auch in diesem Jahr keine, was ich persönlich sehr schade fand, denn so
war es ein Tag wie jeder andere hier auch. Sogar die kleinen Läden auf dem Dorfplatz
hatten geöffnet, Frauen sah man ganz normal im Dorf spazieren laufen und Kinder
auf der Straße spielen. Männer saßen da und spielten „Bao“, ein beliebtes
Murmelspiel. Vom mir bekannten Familienfest bekam ich in diesem Jahr also sehr
wenig zu spüren und das war auch der Grund, warum ich „mein“ Weihnachten zu
Hause sehr vermisst habe…
Die pfeifenden Kinder :) |
Dennoch war es eine schöne Erfahrung, auch einmal ganz
weit weg von der eigenen Familie zu feiern, bei heißen Temperaturen und
komplett anderen Traditionen und Riten.
Und am 2. Weihnachtsfeiertag, als wir gerade von einem Spaziergang zurückkamen, rannten uns einige Kinder hinterher und wollten von uns fotografiert werden. Den Gefallen taten wir ihnen natürlich und spielten dann ein lustiges Spiel mit ihnen: Zuerst begann Frieda, dann auch ich, auf den hochgewachsenen Grashalmen zu pfeifen und machten es den Kindern vor, wie es funktioniert. Wir dachten, sie würden es nicht können, doch da irrten wir uns. Sie wandten einen leichteren Trick an und pfiffen uns ebenfalls etwas vor. Schließlich mussten wir noch gemeinsame Erinnerungsfotos machen, denn das war wirklich noch ein schönes weihnachtliches Erlebnis für mich.
-Urlaub am See-
Auf unserer Cabasa-Fahrt kamen wir auch an vielen traditionell bemalten Lehmhütten vorbei. |
Am 27.12. ging es dann in den Urlaub. Dort trafen ich
mich mit den anderen MaZ’lern, welche den Jahreswechsel gemeinsam feiern
wollten. Unter anderem schwammen wir wieder einmal im bezaubernd schönen
Malawi-See, machten eine Fahrt mit der Cabasa über ca. 30km (!) durch die afrikanische
Landschaft, mit Zwischenstopp zum Baden an einer anderen Lodge, schauten uns
eine von zwei heißen Quellen an und schlachteten ein Huhn.
Ihr könnt mir glauben, die heiße Quelle war wirklich
heiß! Ich verglich die Temperatur des Wassers mit der, wenn ich im Winter eine
Schüssel mit heißem Wasser zum „Beine brühen“ nehme. Nur war natürlich die
Umgebungstemperatur auch warm bis heiß und das zusammen war schon ein ganz
komisches Gefühl. Dort kam einfach beinahe kochend heißes Wasser unter einem
Stein aus dem Boden aus einer kleinen Quelle gesprudelt und bildete einen
kleinen „Teich“. In der Quelle trafen wir auf einige Frauen und Kinder, die
ihre Kleidung und auch sich selbst wuschen - für die meisten die einzige
Möglichkeit auf heißes Wasser. Einige Meter weiter gab es noch einen solchen
Ort für Männer, die wir uns allerdings nicht anschauten. J
Unser Weihnachtsgeschenk, das zu schlachtende Huhn und wir zwei MaZ'lerinnen am Werk :) |
Am 29.Dezember, als noch die letzten Mädchen zu uns
stießen, wurden schließlich die Wichtelgeschenke ausgepackt. Jedes der 4 Projekte
hat im Vorfeld einen Zettel mit einem anderen Projekt gezogen und ein kleines
Weihnachtsgeschenk besorgt. Und was bekamen die Madisi-Mädels? - Ja, ein Huhn! J Eine wirklich tolle
Überraschung. Jedoch konnten wir im Urlaub mit dem Huhn nicht viel anfangen und
zu Hause haben wir auch keine Möglichkeit, es zu halten. Also mussten wir es „entsorgen“
- so schade es auch schien. J
Da wir einige Tage zuvor im Ort, etwas entfernt von unserer Lodge, ein kleines
Restaurant gefunden haben, das Essen dort ausgezeichnet schmeckte und der
Kellner und auch gern wiedersah, fragten wir ihn, ob er uns helfen würde, das Huhn auf typisch malawische Art und Weise zu erledigen. Klar, das war
natürlich kein Problem. Und so machten wir uns mit dem inzwischen etwas streng
riechenden Huhn auf den Weg zum Restaurant, zum Kochtopf. Da es das Geschenk
von Frieda und mir war und wir schon immer mal ein Huhn schlachten wollten,
taten wir es, mit der Hilfe von Patrick auch gleich. Frieda stelle sich mit einem
Fuß auf die Füße, ich auf die Flügel des Huhns, hielt den Kopf fest und Frieda
schnitt mit einem mehr oder weniger scharfen Messer die Kehle durch. Zumindest
bis es blutete, dann musste Patrick es zu Ende bringen.J Es war wirklich lustig
anzusehen und -zuhören, als wir bei jedem kleinen Zucken des Huhns, einen
Schrei ausstießen.J Noch nicht so wirklich malawisch, aber ich habe mir fest vorgenommen, es mindestens noch einmal ganz allein
zu machen…zo može dźědo hordy na
swoju wnučku być.J
-Silvester-
Der Schriftzug in dem Raum, in welchem wir Silvester feierten. |
Am letzten Tag des Jahres entschied ich mich spontan dazu,
wieder nach Hause, nach Madisi zu fahren und dort den Jahreswechsel mit den
Lehrern und Mitarbeitern der Schule typisch malawisch zu feiern. Und rückblickend
war dies genau die richtige Entscheidung, denn so kam man auch mal in einem
anderen Rahmen, als nur im Lehrerzimmer oder irgendwo auf der Straße ins
Gespräch und in Kontakt. Wir tanzten die ganze Nacht lang - bis um 5Uhr schon
wieder die Sonne aufging. Dann trieb mich die Müdigkeit der letzten Tage
allerdings heim. Es war ein wirklich gelungener Abend mit leckerem Essen (Reis,
Weißkohl und Fleisch), Spiel und Spaß (Rätselaufgaben), sowie kleinen lustigen
Theatervorstellungen der Lehrer und Küchenfrauen. Kurz vor Mitternacht nahm
sich jeder noch ein Getränk, es wurde der Countdown gezählt und mit allen im
Raum angestoßen. Das Feuerwerk blieb in diesem Jahr aus, was ich jedoch gar
nicht vermisste, denn es war ja alles andere interessant, anderes und aufregend
für mich gewesen.
Die Heimfahrt am 31.Dezember war jedoch wieder ein
Abenteuer für sich, eine Reise durch halb Malawi - allein. Mir machte es
allerdings viel Spaß, ich traf immer auf freundliche Menschen und kam gesund an
mein Ziel. In Nkhotakhota startete ich morgens mit einem Van, ursprünglich für
max. 10 Personen ausgelegt. Allerdings machten sich mit mir noch 19 (!) andere
Passagiere auf den Weg durch das nahegelegene Wild-Reservat. Ich saß mit 10
Personen im Kofferraum, von welchem die Haube zeitweise einfach offen blieb, da
wir sie anfangs gar nicht geschlossen bekommen haben. Dann allerdings wurde
noch einmal ein wenig gequetscht und durch das Reservat blieb sie dann zu. Wir
hatten Glück und vor unserem Auto sprangen zwei Säbelantilopen vorbei. Andere
Tiere ließen sich aber leider nicht blicken…
Wenn später andere Personen in den Kofferraum zustiegen,
wurden immer freundliche Blicke ausgetauscht, jeder begrüßte den anderen kurz
und viele wunderten sich, was so eine junge Weiße allein mitten in Malawi
macht. Vor allem, als ich ihnen erzählte, wo ich herkam und wohin ich wollte.
Es macht mich immer ganz froh, wenn ich sehe, wie viele Menschen lächeln und
sich freuen, dass ich mich mit ihnen auf Chichewa unterhalten kann und eben
nicht nur ein Tourist bin. Nachdem ich in Kasungu schließlich aus dem Van
ausstieg, fragte ich mich kurz nach dem richtigen Anschlussbus durch und schon
saß ich in einem Big Bus, auf dem Weg nach Madisi. Dort angekommen, nahm ich
eine Cabasa, die mich noch bis nach Hause brachte und dann war ich wieder
einmal ein wenig stolz und völlig erleichtert angekommen. J Es ist schon ein
richtiges Abenteuer, allein durch das halbe Land zu reisen, doch es macht mir
inzwischen riesigen Spaß.
-"Epiphanias"-
Eines der Mädchen, welche die "Ordner" mimten - süß. |
Das „Fest der Erscheinung des Herrn“, Epiphanias, wurde
am 6.Januar wieder ganz traditionell in der Pfarrkirche zelebriert. Es war
sozusagen das Fest der Kinder. Denn der gesamte Gottesdienst wurde von Kindern
ausgestaltet: die Lesung, die Fürbitten und sogar die Vermeldungen wurden von
Kindern vorgetragen. Auch der Chor bestand ausschließlich aus den Jüngsten der
Gemeinde und diese sangen in Begleitung vom traditionellen Trommelrhythmus, was
mich einmal mehr faszinierte. Selbst die Aufgaben der „Ordner“ an den Türen
übernahmen die Kinder. Das war schon ein ziemlich niedliches Bild. J Natürlich gab es
einige Patzer, besonders beim Chor, aber das gehört eigentlich dazu und machte
das ganze noch authentischer. Einige Male mussten die Gottesdienstbesucher
schmunzeln - das machte einfach Freude. Und nach dem Auszug des Priesters und
der Ministranten gab es noch einige kleine Beiträge von Kindern aus Madisi. Zum
Beispiel sagten einige Bibelstellen auswendig auf, ein Junge aus meiner Klasse
sang und tanzte zur Freude aller Beteiligten ein englisches Lied J, eine Gruppe von
Mädchen sang das lustige Bewegungslied „Make a melodie in my heart“, welches
ich auf einem Vorbereitungsseminar in Deutschland gelernt habe. Danach folgten,
soweit ich es auf Chichewa verstanden habe, Witze und ein kleines Theaterstück.
Die Kleinen gaben sich am heutigen Sonntag richtig Mühe und ich muss sagen,
dass sich der ganze Übungsaufwand der letzten Wochen wirklich gelohnt hat.
Mit dem heutigen Sonntag enden allerdings auch die ersten
Termferien wieder; ab dem 7.Januar nämlich geht „der Ernst des Lebens“, die
Schule, wieder los. Am Freitag traf ich mich hierfür im Lehrerzimmer noch mit
einem Lehrer vom College, der mir noch einige Dinge für meinen Unterricht erklärte
und dann versuche ich ab morgen wieder mein Bestes zu geben.
Něšto jara
zajimałe sym dźensa w cyrkwi hisće nazhoniła: Běše predy mje we wawce małka,
někak 9 abo 10-lětna holca zes jeje małkim, snano 3-lětnym bratřikom. Hdyž tón
wjac njechaše stać, je holčka jeho cyle jednorje, kaž mama, na ruku wzała a po
někotrych mjenšinach je z nim won šła. Po něšto časom nawróči so wona a hólčk
meješe w jeho rukomaj něšto słódke, štož je sotra jemu kupiła... To je mi zaso
raz pokazało, kak samostatnje dźěći tu hižo w młodej starobje su a kak so woni
cyle samotrozumliwe wo małke bratřiki abo sotřički staraja, bjez to zo je nidźe
mama widźeć. Jara hnujace.
So sende ich
Euch allen ganz liebe Grüße aus Madisi./Lubje was wšěch strowi z Madisi
Eure/waša
christina.