Muli bwanji? Ndili bwino. Zikomo.
(Wie geht es euch? Mir geht es gut. Danke.)
Erneut sende ich liebste Grüße in meine Heimat (diesmal etwas ausführlicher)!
Gerade laufen die letzten Tage des Einführungsseminars in Ludzi (westlich von Lilongwe, an der Grenze zu Sambia) und schon in diesen ersten 2 Wochen habe ich so unglaublich viel erlebt, sodass ich jeden Tag beinahe 4 Seiten Tagebuch schrieb, um alles verarbeiten zu können.
Die Aufregung stieg für mich bereits am 15. August, als ich das erste Mal in einem Flugzeug saß und es mit 3 Starts und 3 Landungen von Frankfurt/Main nach Lilongwe ging. Dort angekommen wurden wir so herzlich von den Schwestern begrüßt, dass wir uns beinahe „wie zu Hause“ gefühlt haben.
In der Zeit des Seminars lernte ich, neben dem täglichen Chichewa-Unterricht, über dem Feuer zu kochen (praktisch bei Stromausfall), mit der Hand meine Wäsche zu waschen, das Benehmen während der Arbeit in der Schule („Commitment“), wie man sich korrekt kleidet (Rock bis über die Knie und T-Shirts bzw. Blusen) usw. Das Kochen über dem Feuer mussten wir schon einige Male allein anwenden, als zB. am Morgen wieder einmal kein Strom vorhanden war und wir Lust auf Phala (ähnlich wie Grießbrei) hatten oder uns das Wasser für den Artemisia-Tee abkochen mussten.
Ein weiteres neues Erlebnis ist das Essen in Malawi. Die Hauptspeise heißt Nsima (Maisbrei), außerdem gibt es (bei den Schwestern) täglich eine leckere Sorte Fleisch oder einen Fisch, Reis, Nudeln, Ei, und leckere Gemüsesorten sowie Tomatensoßen (natürlich selbst gemacht). Am Anfang war es eine Umgewöhnung für mich, aber mittlerweile schmeckt es schon ganz gut und sogar wir Mädels haben schon für uns und auch für die Schwestern diese Speisen zubereitet. Es ist eben nur lange nicht so abwechslungsreich wie in Deutschland.
Geduscht wird ausschließlich unter kaltem Wasser, was einem morgens buchstäblich die Müdigkeit aus den Augen treibt. Und die darauffolgende tägliche Malaria-Prophylaxe - mein Artemisia-Tee - lässt sie (die Müdigkeit) durch den unangenehm bitteren Geschmack auch nicht wiederkehren J
Am 25.August, ging es zu einem Ausflug an den Malawi-See. Eigentlich sagte uns Sister Vero, dass wir pünktlich um 5.30Uhr fertig sein sollen und dann losfahren. Letztendlich starteten wir dann (mit der afrikanischen Stunde Verspätung) um 6.30Uhr im überdachten Laderaum eines Pick-Ups zu unserer Tagesreise. Zu neunt saßen wir also auf einer Matratze und fuhren/rasten über rote, buckelige Staubstraßen, bis wir schließlich die geteerte Hauptstraße erreichten. Auf dem Weg zum See überholten wir einen Mini-Bus – eigentlich nichts Besonderes hier in Malawi, da dieser als Hauptverkehrsmittel überall zugegen ist. Das sind kleine Busse (ähnlich: VW-Bus), die normalerweise für 14 bis max. 15 Personen ausgelegt sind. Als wir dieses Gefährt allerdings das erste Mal „ausprobierten“ um von Mchinji, der nächst größeren Stadt hier im Westen, wieder nach Ludzi zu gelangen, fuhren wir in einem mit erstaunlichen 21 Insassen! Und dieses Verkehrsmittel ist nicht gerade langsam; die Fahrer rasen, sodass man eigentlich froh ist, dort heil wieder aussteigen zu können… .
In dem Bus, welchen wir aber auf dem Weg zum Lake Malawi sahen, saßen keine 21 Afrikaner, sondern ca. 7 Weiße! Und so mussten wir 9 Mädels schon kräftig loslachen, als WIR plötzlich voller Erstaunen „Azungu, Azungu!“ („Weiße, Weiße!“) riefen und ihnen winkten. Verrückt! Schon nach nur einer Woche umgeben von Afrikanern ist es ein wahres Erlebnis „Weißen“ zu begegnen. Wie sich bei der nächsten Polizeikontrolle herausstellte (dort hatte der Mini-Bus uns wieder ein und wir konnten kurz miteinander plaudern), kamen die „Azungus“ aus Kanada und machten Urlaub hier J
Später genossen wir den wunderschönen Malawi-See, die angenehm warm scheinende Sonne und das frische Süßwasser. Ein wunderbares Gefühl und ganz oben auf unserer Liste der Orte, die man zum Relaxen oder Urlaubmachen besuchen sollte.
Ein weiteres typisches Fortbewegungsmittel in Malawi sind die „Cabasa“ (Fahrradtaxis). Auch um diese auszuprobieren hatte ich schon Gelegenheit. Es ist wirklich angenehm auf dem etwas verlängerten und teilweise gepolsterten Gepäckträger eines Fahrrads zu sitzen, sich die afrikanische Natur ganz genau anzuschauen und trotzdem recht schnell von einem Ort zum nächsten zu kommen. Ihr müsst es euch so vorstellen: 9 weiße Mädchen hintereinander auf 9 „Cabasa“ und hintendran eine schwarze Ordensschwester J Klar, dass das eine Attraktion für die Menschen war, die uns am Straßenrand oder in den kleinen Dörfern sahen. Sie liefen zum Weg und riefen „Azungu!“ und winkten uns zu. Muss wohl ein sehr lustiges Bild gewesen sein… .
Am Sonntag (26.August) gab es einen Freiluft-Gottesdienst auf dem Dorfplatz. Eigentlich sollte der Bischof kommen, aber der war letztendlich doch im Urlaub (afrikanische Verplantheit J ). Trotzdem kamen rund 2000 Menschen und wir „Azungus“ bekamen von einem netten Mann die besten Plätze gleich neben dem Altarraum angeboten. Zu uns gesellten sich natürlich wieder viele kleine Kinder und zum Friendensgruß wollten sie uns unbedingt wieder die Hand geben (weniger wegen dem Gruß, als wegen der weißen Hand). Der Gottesdienst dauerte übrigens geschlagene 4 Stunden: von 9 bis 13Uhr! Das war aber auch nur, weil eigentlich der Bischof kommen sollte. An einem „normalen“ Sonntag dauert er etwa 1,5 oder 2 Stunden. Das ist für mich noch ein wenig anstrengend, da man aufgrund der Sprache („Chichewa“) fast nichts versteht.
Was mir hier schon in den ersten Tagen auffällt ist, dass die Kinder fast nie mit oder bei ihren Eltern aufzufinden sind; nicht im Gottesdienst und auch sonst auf den Straßen nicht. Sie sind viel selbstständiger und auch selbstbewusster, als die Kinder in Deutschland – bis auf einige Ausnahmen, die beim Anblick von Weißen zu weinen beginnen und nach der Hand ihrer Mutter oder den Geschwistern greifen. Ansonsten rufen sie auf den Straßen ständig „Azungu“ oder unsere Namen, wenn sie uns sehen und möchten am liebsten den ganzen Tag mit uns spielen. Außerdem gibt es extrem viele Kinder, die vielleicht 8 oder 10 Jahre alt sind (meistens sogar noch jünger) und ihre kleinen Geschwister die ganze Zeit auf dem Rücken tragen (in einem „Chitenje“ eingewickelt).
„Chitenje“ ist auch das nächste gute Stichwort: Das sind die typischen bunt bedruckten Stoffe, die es hier überall zu kaufen gibt und mit denen man allerhand anfangen kann: als Tuch, um Kinder darin auf dem Rücken zu tragen, um die Hüften gewickelt als Rock, als Tischdecke oder als Rock, den man beim Schneider anfertigen lässt. Einen solchen habe ich mir auch schon nähen lassen, damit man nicht überall, vor allem nicht im Sonntagsgottesdienst, in den „europäischen“ Hosen so auffällt.
Die einzigen „exotischen“ Tiere, denen ich bisher begegnet bin, sind Ameisen (im Haus), Geckos (im Haus), riesige Spinnen (zum Glueck draussen), große schwarze fliegendeInsekten, Schweine und Hühner, die überall herumlaufen. Mal schauen, was ich in diesem Jahr noch so entdecke.
Einige Dinge, die am Anfang recht ungewohnt waren, sind nun, nach nur knapp zwei Wochen, doch schon fast „normal“ geworden. Z.B.: die kalten Duschen am Morgen, die Menschen, welche einfach am Straßenrand sitzen und nichts zu machen scheinen, das Schlafen unter Moskitonetzen, der rote Staub überall, das Abkochen des Wassers aus der Leitung, das tägliche Artemisia-Tee-Trinken, die Stromausfälle, die (beinahe) täglich stattfinden, die afrikanische Gelassenheit (obwohl das bei mir mit der Geduld wohl noch eine Weile dauern wird) und der Sonnenuntergang um 17.30Uhr, sodass es um 18Uhr schon finster ist und wir nicht mehr allein auf die Straße dürfen.
So, das waren zunächst einmal die ersten Eindrücke, die ich hier in Malawi schon machen konnte/durfte. Morgen (31.August) werden Friederike und ich dann endlich in „unser“ Projekt nach Madisi, etwa 80km nördlich der Hauptstadt Lilongwe fahren und uns dort „neu“ einleben, bevor am 03.September (wie auch in Sachsen) wieder die Schule beginnt. Der erste Term dauert bis zum 07.Dezember. Dann starten die hiesigen „Sommerferien“ bis zum 07.Januar 2013, in denen ich im Madisi Hospital mitarbeiten möchte.
Ich hoffe, euch geht es allen gut und ihr genießt noch den Sommer in Deutschland.
Mi so preco hisce jara za wami styska (moje mylse su nimale kozdy dzen w Luzicy) a ja so nadzijam, zo wy tez drudy na mnje myslice J
Hac k prichodnym artiklu (potom nadzijomnje(!) tez z wobrazami) preju ja wam wsitko najlepse a wostance strowi!
Zikomo kwambiri, (Vielen Dank)
wasa/eure
christina.