Osterfest mit rhythmischem Tanz und afrikanischer Hitze
Am
Palmsonntag
erlebte ich bereits einen intensiven Beginn der Karwoche -beinahe einen realen
Einzug Jesu nach Jerusalem. Schon an diesem Tag freute ich mich innerlich auf
das bevorstehende Osterfest, auf die Intensität und die Osterfreude, die ich
hier zu spüren bekam…
Es begann am Gründonnerstag
mit einem Gottesdienst um 18Uhr und anschließender Anbetung bis tief in die
Nacht. Besonders gefiel mir, dass ein
Chor ohne Keyboard sang, nur in Begleitung von Trommeln. Dies gab der ganzen
Zeremonie eine passende Atmosphäre.
Am Karfreitag
ging ich nicht ins Krankenhaus, musste aber dennoch früh aus dem Haus. Es ging
zum großen Kreuzweg -irgendwo weit außerhalb des Dorfes. Dazu fuhren wir etwa
10km aus dem Ort zu einer kleinen Kirche im Busch. Dort fand ein kleines
Anspiel der Leidensgeschichte Jesu Christi statt, bevor wir uns auf den Weg,
die 14 Kreuzwegstationen zurück zur Pfarrkirche nach Madisi, machten. Bereits
um 8Uhr brannte die Sonne vom Himmel -und keine Wolke war in Sicht. Da fragte
uns ein Lehrer aus der Schule, ob wir das bis 15Uhr aushalten würden. Wir
werden es versuchen, war unsere Antwort, was blieb uns anderes übrig? Einige Zeit
später waren dann doch einige Wolken am Himmel, die zumindest immer für wenige
Minuten die pralle Sonne verbargen und den Weg etwas erträglicher machten. So
liefen wir von 9 Uhr bis 15 Uhr, beteten, sangen und kamen schließlich
erschöpft in Madisi wieder an. Doch das war noch nicht das Ende: daraufhin
folgte die 2,5-stündige Leidensandacht! Den ganzen Tag ohne Essen, der Hitze
ausgesetzt und mit nur wenig Wasser war so anstrengend, dass ich, nach einer
kühlenden Dusche gleich ins Bett fiel und meinen Körper regenerieren konnte.
Trotzdem war es eine sehr gute und intensive Erfahrung, auf diese Weise den
Karfreitag zu begehen -in einigen Augenblicken mehr oder weniger leidend. Ich
würde es auch noch einmal wiederholen…
Am Samstag wurden dann die letzten ausstehenden
Ostervorbereitungen getroffen, bevor es um 18Uhr zur Osternacht wieder in die Kirche ging. Der Gottesdienst begann
draußen mit einem Osterfeuer, dem Segnen und Entzünden der Kerze und dem Einzug
in das dunkle Gotteshaus. Ich hatte einen wunderbaren Platz ganz vorn, da unser
Chor die Ehre hatte, die Messe zu gestalten. Nach jeder der acht Lesungen
sangen wir einen Psalm, bei denen es noch ziemlich ruhig zuging. Ab dem
„Gloria“ jedoch, tanzten und sangen die Menschen in der Kirche in ihren Bänken
und ließen die pure OsterFREUDE aus sich heraus. Es war ein wunderbares Gefühl
-und für mich besonders hautnah im Chor mitzuerleben! Zum Schluss gab es sogar
noch Applaus von der Gemeinde und ein Lied als Zugabe. Die meisten verließen
tanzend oder singend die Kirche und noch auf dem Nachhauseweg hörten wir
Mädchen frohe Osterlieder im Dorf singen. Was für eine Nacht!
Den Ostersonntag
erlebte ich in diesem Jahr ganz ohne Osterreiter und sorbische Ostergesänge,
jedoch noch einmal mit einen festlichen Gottesdienst, mit Tanzmädchen,
fröhlichen Liedern auf Chichewa -und heißen malawischen Temperaturen! Diese
herrschten auch in der Osternacht vor, jedoch konnte das die Freude nicht
trüben - getanzt wurde nichtsdestotrotz.
So war das diesjährige Osterfest womöglich das
intensivste und faszinierendste, welches ich bisher erlebte und sicher werden
mir die Ereignisse noch lange in Erinnerung bleiben.
Vom 6. bis zum 24. April besuchte mich meine Familie hier
in Malawi und wir erlebten eine wunderschöne gemeinsame Zeit im Projekt und
auch auf Reisen. Den ersten und zweiten Tag verbrachten wir in Madisi, wobei
der „weiße Sonntag“ ein wirkliches Highlight für meinen deutschen Besuch war,
da der Gottesdienst durch Tanzmädchen und mehreren Gabengängen gestaltet wurde,
was nicht jede Woche vorkommt. Die Atmosphäre riss sie alle mit und auch meine,
inzwischen schon malawische Tanzfreude während der Messe trug dazu bei, dass
sie zumindest versuchten, sich im Rhythmus zu bewegen. Am 8. April brachen wir,
nach der „morning assembly“ und einer kurzen Vorstellung in der Schule, sowie
einem Rundgang durch das Krankenhaus und dem Spielen mit den süßen Knirpsen im
Kindergarten, wo auch das Gästehaus steht, zu unserer Rundreise durch den Süden
des Landes auf. Den Start- und Zielpunkt bildete die zentral gelegene
Hauptstadt Lilongwe. Anschließend fuhren wir weiter nach Blantyre, der
wichtigsten Wirtschaftsmetropole des Landes, wo Johannes und ich uns bei einer
spontanen Führung durch die „St. Michels and All Angels CCAP Church“ auf das
Dach des Gotteshauses trauten. Von dort gelang es uns allerdings noch nicht,
das etwa 1 ½ Stunden entfernt liegende Mulanjemassiv zu sehen, was der nächste
Punkt auf unserer Reiseroute sein sollte. Wir unternahmen eine Tagestour auf
den Berg, sahen eine atemberaubende Natur je höher wir kamen und badeten in
einem Bergsee direkt unter einem großen Wasserfall! Das bildete den erfrischenden
Abschluss unserer langen und anstrengenden Wanderung, welche trotz allem auch
viel Spaß machte. Bereits einen Tag später begaben wir uns wieder etwas weiter
nördlich, nach Zomba und auf das dortige „Zomba Plateau“, von wo aus wir unter
anderem eine faszinierende Aussicht auf die Stadt und die Weiten Malawis
hatten. Nach dem sonntäglichen Gottesdienst, der zufällig auf Englisch
stattfand, fuhren wir weiter nach Liwonde, wo wir uns einer Safari widmeten.
Morgens um 6 Uhr ging es also in den „Liwonde National Park“, um Impala, Kudus,
Wasserböcke, Warzenschweine, Affen und eine Herde Elefanten zu sehen, sowie
eine Elefantenkuh, die ca. 50 Meter vor unserem Auto den Weg überquerte! Auch
die Natur war atemberaubend und ich konnte mich an den Baobabs und den typisch
afrikanischen Bäumen mit den flachen Baumkronen gar nicht satt sehen. Nach
dieser Station folgte Erholung am Malawi See: es ging zum „Cape Mac Clear“,
einem der südlichsten Zipfel des Gewässers. Und es war wirklich traumhaft, die
Sonnenuntergänge zu beobachten und bei Nacht die mit Petroleumlampen
beleuchteten Fischerboote auf dem Wasser zu sehen. Eine herrliche Kulisse!
Während der gesamten Zeit war es für mich enorm
interessant zu sehen, wir meine Eltern und Geschwister dieses, „mein“ Land
erleben, wie für sie alles neu und aufregend war und für mich einfach schon
pure Gewohnheit. Der Satz „Das glaubt uns zu Hause niemand“ fiel unzählige
Male, sodass ständig „Beweisfotos“ gemacht werden mussten: In Minibussen mit
über 30 statt 16 Personen, bei einem pfadfinderähnlichen Inselausflug im See,
beim Anblick der Hütten, in den die Menschen „hausen“ und den zerlumpten
Kleidungsstücken, welche die niedlichen Kinder am Leib trugen, als die Frauen
des Dorfes ihr Geschirr und ihre Wäsche einfach in aller Öffentlichkeit im See
spülten und wuschen, …
Alle können sagen, sie haben Malawi wirklich hautnah
erlebt, so nah kann einem das Land durch keine geführte Touristenreise gebracht
werden. Es war eine sehr schöne Zeit, in der ich meiner Familie meine neue
Heimat Malawi näher bringen konnte und sie unter anderem durch die einfachen
Lebensbedingungen, Besuche von Freunden, Markteinkäufe und die typischen Strom-
und Wasserausfälle einen Einblick in das Leben und die hiesige Kultur bekommen
konnten.
Eine Zeit, in der mir aber vieles auch noch einmal ganz
anders zu Augen kam. Vieles sehe ich nun noch einmal aus einer ganz anderes
Sichtweise, da es entweder schon „normal“ geworden ist oder ich darauf am
Anfang, durch die Gewöhnung an die Arbeit, mein Leben hier und mehr oder
weniger starkem Heimweh, nicht so viel Wert legte. Zum Beispiel die gerade
jetzt noch wundervoll blühende Natur oder die Hütten, welche die Menschen ihr
„Häuser“ nennen.
Nun geht jedoch der Ernst des Lebens, die Arbeit in der
Schule wieder los. Unter anderem ist für morgen die Einweihung des neuen
Mädchen Hostel geplant. Dazu ist sogar Pfarrer Hermann Josef Lücker, Priester
der Gemeinde Visbeck/Rechterfeld, welches Sr. Klaras Heimatgemeinde ist, angereist. Die Pfarrgemeinde hat den Bau des wunderschönen Wohnheims mit gut 70.000 € finanziell unterstützt
und ermöglicht. So finden dort 12 Waisen, welche die „Natola Secondary School“
besuchen und aus der weiteren Umgebung Madisis kommen, jedoch hier keine
Verwandten haben, eine sichere und betreute Unterkunft, ohne sich bei fremden
Leuten ein Zimmer zu mieten. Das können sich viele der Mädchen nicht leisten und müssen deshalb den Weg in die Prostitution nehmen, was die Schwestern und auch Familienangehörige sehr bedauerlich fanden und deshalb den Bau des Hostels veranlassten. Die Vorbereitungen laufen auf
Hochtouren. Bereits am Freitag wurde eine Kuh geschlachtet, um die fleißigen
Helfer, Lehrer und den Besuch aus Deutschland am Montag zu beköstigen. Ich bügelte
stundenlang Gardinen und Vorhänge und hing sie gemeinsam mit den Schwestern und Frieda anschließend in den Schlafräumen der Mädchen auf. So machen sie das Haus bereits jetzt schon um ein Vielfaches gemütlicher und
wohnlicher.
Bis zum nächsten Blogeintrag sende ich Euch allen
herzliche und sonnig warme Grüße.
christina