Das war Malawi - zurück in Deutschland
Tja, so schnell vergeht die Zeit und schon ist ein Jahr wieder rum. ‚Wo ist die Zeit nur hin?,‘ fragte ich mich besonders ab dem 11. August 2013 immer wieder, als ich plötzlich am Frankfurter Flughafen landete, den Gepäckwagen malawisch übervoll stapelte, sodass sich alle umstehenden Deutschen zu wundern begannen, im Zug nach Dresden von meckernden deutschen Rentnern ganz schnell auf den Boden der Tatsachen gebracht wurde und gleich am ersten Abend noch meine ganze bucklige Verwandtschaft begrüßen durfte. Völlig unfassbar war für mich die doch sehr ungewohnt weiße Haut und dazu noch die zarten blonden Haare meiner inzwischen 1-jährigen Patentochter! Unglaublich, aber seit einem Jahr habe ich -bis auf Fotos- kein einziges weißes Kind mehr zu Gesicht bekommen…
...typisch malawisch... |
Good bye Africa. Amoyo salekana, Malawi! |
Das ist nun bald schon wieder erstaunliche 3(!) Monate her und seit dem hat sich einiges verändert. Zum Beispiel habe ich Anfang September, also drei Wochen nach meiner „Bruchlandung“ inklusive Kulturschock in Deutschland, meine Ausbildung zur Hebamme begonnen und bin dafür nach Dresden gezogen. Die Ausbildung ist fantastisch, interessant, macht großen Spaß und genau das Richtige für mich - und dennoch sind meine Gedanken noch jeden Tag auf dem anderen Kontinent, in dem Land, in dem ich mein Herz verloren habe…
Viele Menschen hier in Deutschland wollten mir nicht
glauben, dass ich eigentlich gar nicht nach Hause wollte und Malawi nun so
vermisse. Doch mir fehlen wirklich die simplen Dinge, das einfach Leben, an
welches ich mich schneller gewöhnen konnte, als an all den Überfluss und Luxus
hier in der Heimat. Auch einen Freundeskreis galt es wieder neu
aufzubauen….vieles hat sich doch verflüchtigt oder muss in der neuen Stadt erst
einmal neu erschaffen werden. Klar, bin ich dankbar und glücklich über den
täglichen Strom, über 24-Stunden warmes Wasser aus der Leitung, über Wasser,
welches ich nicht mehr abzukochen und keimfrei zu machen brauche, über die
Tafel Schokolade, die nicht mehr überteuert und ganz selten im Laden zu finden
ist, über meine geliebten Weintrauben, auf die ich aber erstaunlicherweise auch
ein ganzes Jahr verzichten konnte….Keine Frage, das Leben hier in Deutschland
ist um einiges leichter, als das in Malawi. Man muss sich irgendwie um weniger
Dinge Sorgen machen in seinem Alltag.
Doch ich vermisse auch die eis-kalten Duschen am Morgen
(aufgrund der sowieso schon niedrigen Temperaturen hier in Deutschland schaffe
ich es nicht mehr eis-kalt, bemühe mich jedoch, wenigstens das kalt
beizubehalten. Mir fehlen diese eine einzige Sorte Spagetti im Laden, dass auch
einmal etwas Grundlegendes AUSverkauft und nicht mehr erhältlich ist oder dass
alle immer und überall zu spät kommen und sehr spontan bei Verabredungen sind.
Ich vermisse den mal nur tropfende Wasserhahn, die staubigen Straßen, den recht
ungemütlichen Betonfußboden - und die beinahe immer scheinende afrikanische
Sonne. Aber ganz besonders fehlen mir die
vielen Kinder, welche an jeder Straßenecke zu finden waren, auf dem Dorfplatz
spielten oder einfach auf dem Markt allein herumliefen, egal, wie alt sie
waren. Mir fehlen diese glücklichen und zufriedenen Kinderaugen, welche mich
anstrahlten, wenn sie einen Ball zu sehen bekamen oder wenn man ihnen mehr
Aufmerksamkeit schenkte, als sie gewohnt waren.
Am letzten Morgen in Madisi an der Hauptstraße. Ein vollbeladener Pick-up mit singenden Malawiern drauf. Herrlich, diese Lebensfreude.
Und ich bekomme oftmals ein schlechtes Gewissen, wenn ich
daran denke, dass ich nun mit nur einem einfachen Flugticket ganz
„unkompliziert“ und schnell wieder die Seiten „wechseln“ und in meine „alte
Heimat“ zurückkehren konnte, sich jedoch für alle meine Freunde und für alle
Menschen, die mir in Malawi begegnet sind, nichts Grundlegendes ändern wird.
Was jedoch hoffentlich in den Köpfen und Herzen meiner
Freunde und Bekannten verankert bleibt, ist der Fakt, dass es nicht nur Weiße
gibt, die in das Land kommen und sich selbst bereichern, sondern dass es auch
solche gibt, die zu helfen versuchen. Solche, die den Menschen nicht irgendeine
fremde Kultur aufzwingen, sondern versuchen die Weiße und die Afrikanische in
einem gewissen Maße zu vereinen.
Schlussfolgernd kann ich sagen, dass mich dieses Jahr und
alle Erfahrungen, die ich machen durfte, persönlich doch sehr verändert haben.
Immer öfter wird mir nun bewusst, wie gut wir hier in Deutschland eigentlich
leben und mit welchen Möglichkeiten wir gesegnet sind.
Die Frage, ob sich
dieser Freiwilligendienst für mich gelohnt hat, kann ich ganz klar mit „Ja“
beantworten, wenngleich ich mir in der einen oder anderen Situation denke, dass
ohne diesen Weitblick, den ich nun automatisch habe, vielleicht vieles auch
leichter wäre. Doch ohne Malawi würde mir etwas sehr Wichtiges fehlen und die
Sehnsucht wäre wahrscheinlich noch größer (…obwohl ich mich gerade frage, ob das
überhaupt geht J).
Da ich meinen Blog nicht einfach so abrupt aufgeben möchte
und Ihr vielleicht auch noch weiter etwas lesen möchtet, würde ich gern in den
nächsten Artikeln von den tollen Vortragen berichten, die ich hier erleben
werde.
Vorerst möchte ich mich allerdings ganz herzlich bei Euch allen bedanken, für
Eure Aufmerksamkeit beim Lesen der bisherigen Einträge und für alle
Unterstützung und positive Rückmeldung, welche ich während meines Jahre und
nun, nach meiner Rückkehr von so vielen bekommen habe! Es ist einfach unglaublich,
doch so viele begeistern zu können - und sei es für einen Abend, einen
Bildervortrag, einen Zeitungsartikel....
Herzlichen Dank - Zikomo kwambiri!
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