Arbeit im Krankenhaus
Die Zeit vergeht viel zu schnell - zumindest merke ich das natürlich immer besonders, wenn es mir gut geht und das war zB. in den letzten zwei Wochen während meiner Ferienarbeit im „Madisi Mission Hospital“ der Fall. Die Arbeit auf der "Labour ward", der Entbindungsstation, gefiel mir gleich von Anfang an, denn ich hatte das Glück zu Beginn mit zwei überaus netten Hebammen zusammen zu arbeiten, die mir gleich die ganze Station zeigten, mir viele Dinge erklärten und mich auch das ein oder andere mehr machen ließen. Nun ist meine Zeit dort auch fast schon wieder zu Ende und ich möchte euch einige Erlebnisse mitteilen.
Gleich am ersten Tag,
ich war noch keine Stunde auf Station, konnte ich bei einer richtig "afrikanischen"
Geburt helfen, der Hebamme einige Dinge zu reichen und sogar eine Spritze
vorzubereiten. Es war interessant, gleich die Unterschiede zu einer Entbindung
in Deutschland festzustellen: Als die Frau spürte, dass es nun los geht, legte
sie sich auf eines der drei Entbindungsbetten im Kreissaal (vorher befand sie
sich in einem Nebenraum), breitete vorher ihre Folie aus, zog sich aus und
wartete. Ich war noch ganz entspannt, da ich von Deutschland kenne, dass es
schon noch eine Weile dauern könnte, auch wenn die Frau schon im Kreissaal liegt...doch
dann kam es anders. Ich sollte mir eine Schürze und Handschuhe anziehen und
dann ging es schon los. Die Frau begann zu pressen und nach einem kleinen
Schnitt war das Mädchen auch schon auf der Welt - ohne jegliches Jammern und
Hecheln und Bett-verstellen und CTG-laufen-haben. Auch die Frau gab keinen Ton
von sich. Grundsätzlich müssen Frauen die Geburt allein bewältigen - kein
Ehemann, keine Familienangehörigen an ihrer Seite. Direkt nach der Geburt zieht
sie sich wieder an, ging in den Nebenraum zum Ausruhen, legte sich ihr Baby an
die Brust und stillte es, als hätte sie schon vier Kinder. Dabei war dies ihre
erste Geburt! Das Neugeborene wird hier lediglich gewogen und es wird geschaut,
dass "alles dran ist". Keine Körpergröße oder Kopfumfang sind wichtig
- und vorerst auch noch nicht der Name, wie ich lernte. Irgendwie gefällt
mir diese natürliche Art und Weise der Geburt schon sehr, bei welcher an erste
Stelle darauf geachtet wird, dass es Mutter und Kind gut geht. Jedoch finde ich
auch eine so individuelle Betreuung, wie sie in Deutschland der Fall ist,
wichtig - nur wird hier eben darauf nicht so viel Wert gelegt, teilweise auch,
weil einfach nicht die entsprechenden Mittel vorhanden sind (zB. verstellbare
Betten, die der Frau eine optimale Gebärposition ermöglichen).
Gleich am zweiten Tag
im Krankenhaus erlebte ich, das eine Frau auch selbst im Stande ist, das Kind
zu entbinden: Wir waren gerade noch mit einer anderen Patientin beschäftigt,
die zur Voruntersuchung kam, da hörten wir plötzlich einen Laut und die Frau
hatte ihr Baby auf dem Bauch liegen! Das war für mich sehr erstaunlich
und somit war die halbe Arbeit der Hebamme eigentlich schon erledigt.
Dann gab es noch einen
Kaiserschnitt, zu welchem ich natürlich gern dabei sein wollte - ich wusste ja
nicht, wann sich mir die nächste Gelegenheit bieten wird. Der sog.
"c/s" begann um 17.24 Uhr, um 17.28 Uhr war der Junge auf der Welt! Es
ist schon beeindruckend einen menschlichen Körper zum ersten Mal von innen zu
sehen! Am längsten dauerte schließlich das Zunähen des Bauches, doch auch das
verlief komplikationslos. Nach einem Kaiserschnitt müssen die Frauen für 7 Tage
im Hospital bleiben, danach dürfen sie nach Hause.
Das war am nächsten Tag
mein Glück, denn am 13. Dezember 2012 kamen Mpatso (Geschenk) und Christina zur
Welt - per Kaiserschnitt. Deshalb blieben sie auch, nachdem ich ihnen diese
Namen gab (siehe letzter Artikel,) noch 7 Tage auf Station und ich hatte
die Möglichkeit, sie jeden Tag besuchen zu gehen. Natürlich nutze ich diese
Chance und schenkte ihnen als Weihnachtsgeschenk zwei Chitenje, worüber sich
die Mutter sehr freute. Sogleich wickelte sie ihre Zwillinge in diese Stoffe
ein und wir machten ein Foto zusammen J Ich war sehr glücklich und anschließend gab ich ihr
noch meine Handynummer und hoffe nun, dass wir uns bald einmal wiedersehen
werden.
Wenn an einigen Tagen
einfach keine Geburt stattfand, war ich auch auf der "Maternity
ward", welche sich aus Kinderstation und postnataler Station
zusammensetzt. Dort half ich Frieda, beim Fiebermessen, Medikamenteverteilen
oder ließ mir interessante medizinische Dinge von Ärzten und Krankenschwestern
erklären.
In der Under-5-Clinic wird gerade ein Kind gewogen. Jeden Freitag kommen Mütter mit ihren Kindern und lassen sie wiegen und ggf. auch impfen. |
In der letzten Woche
hatte ich noch das Glück, 3 Tage mit zwei männlichen Hebammen zusammen zu
arbeiten. Hier im Krankenhaus gibt es davon insgesamt 4, da eine Ausbildung zur
Krankenschwester meist mit einer zur Hebamme gekoppelt ist. Was diese mir
jedoch nicht gleich glauben wollten ist, dass es in ganz Deutschland nur
einen einzigen Entbindungspfleger gibt. Es machte Spaß mit ihnen zu arbeiten und mich auch
mit ihnen über ihren Beruf zu unterhalten.
Am Mittwoch, den 19.
Dezember, konnte ich noch bei einem Ultraschall dabei sein. Das geschieht hier
sehr selten, da nicht viele Frauen zu Voruntersuchungen gehen, wie es in
Deutschland regelmäßig der Fall ist. Gibt es jedoch Komplikationen, wie eine
Blutung, muss man es natürlich untersuchen lassen und dafür gibt es hier auch
ein Ultraschallgerät. Zu dem Zustand der Frau und zur genauen Verfahrensweise
bekam ich anschließend von dem netten behandelnden Arzt eine lange und
ausführliche Erklärung - und war wieder ein wenig schlauer...
Jetzt bleiben mir der
morgige Vormittag und im Januar noch zwei Arbeitstage, nach dem ich den
Jahreswechsel mit anderen MaZ'lerinnen am See verbracht habe.
Unsere Pfarrkirche in Madisi. Die Adventsfarben Lila und rechts der Adventskranz. |
Noch ein Wort zur
Adventszeit: Aus dem Gesangbuch habe ich herausgefunden, dass es nur drei
Adventslieder gibt, dafür allerdings jede Menge für die Weihnachtszeit. Die
Kirche ist ganz im Lila-Farbton gehüllt und auch einen Adventskranz gibt es.
Jedoch haben die Menschen wahrscheinlich nicht ganz den Sinn dieses Symbols verstanden,
da heute zum vierten Advent plötzlich alle Kerzen die gleiche Länge hatten -
sie wurden einfach alle neu eingesteckt. Dafür war die Kirche prall gefüllt, selbst draußen
nahmen noch Menschen Platz! Ich bin schon gespannt, wie dies am ersten Weihnachtsfeiertag
der Fall ist. Die Christmesse an Heilig Abend feiern wir in der Kapelle der
Schwestern mit dem Spanier father Compes, welcher unweit von Madisi (1 Stunde
Fahrzeit) eine Mission führt.
Wie genau das Weihnachtsfest
und Silvester in diesem Jahr für mich abgelaufen sind, berichte ich jedoch im
nächsten Eintrag.
Am heutigen Sonntag
haben wieder Mitglieder der St Francis Gemeinde den Gabengang zelebriert, dh.
wir „Weißen“ waren wieder dabei. Es hat viel Spaß gemacht, auch wenn mein Puls
auf 360 war.
Nun wünsche ich allen
Lesern meines Blogs ein gesegnetes und frohes Weihnachtsfest, besinnliche
Feiertage im Kreise der Lieben, sowie ein gutes und gesundes neues Jahr 2013!
Přeju wam wšěm z
wutroby žohnowane a hnadypołne hody, radostne swjate dny a přinsće strowi a
škitani do noweho lěta 2013!
Najlubši postrow do
domizny sćele wam wšěm
christina.
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