Moni nonse!
Morgen feiern wir schon den zweiten Advent und es gibt nach einiger Zeit wieder viel Neues zu berichten, aus meiner „Heimat auf Zeit“, Madisi.
-Schule-
Die Terminal Tests sind beendet und, wie ich meine, auch
gut bis sehr gut ausgefallen – bis auf die ein oder andere Schwachstelle. Aber
die gibt es ja überall. Diese Arbeiten bedeuteten für mich als Lehrerin sehr
viel Korrekturarbeit – 380 Tests an zwei Nachmittagen. Danach musste ich die
Noten noch in das Schul-Register übertragen und den Durchschnitt von jedem
Schüler errechnen. Für zwei Fächer ist das aber immer noch zu schaffen. Und
beeilt habe ich mich auch nur, da ich mich nicht noch nach dem Wochenende damit
herumärgern wollte.
Diese Woche sollte eigentlich damit verbracht werden, die
Schüler irgendwie spielerisch zu beschäftigen (Fußball, Netball, etc.). Jedoch
hatte sich das Sr. Raynelda anders gedacht und so fand am Montag doch noch
Unterricht statt…Aber was machen? Wenn die Schüler auch nicht mehr auf
in-der-Klasse-Herumsitzen eingestellt waren und die meisten schon die Hefte und Stifte daheim ließen. Ich
hatte ja auch keinen Unterricht vorbereitet und erst recht keinen „Lesson-Plan“
geschrieben. Also musste ich mir für 2 Life/Skills und 2 Expressive/Arts
Stunden spontan etwas ausgedenken. Ich entschied mich für eine Wiederholung
quer durch das Gelernte des vergangenen „Terms“ mit einen Gruppenspiel, was den
meisten Schülern Freude bereitete.
Nach der ersten E/A-Stunde in STD 5 A fragte ich die
Schüler dort, welches Fach sie denn nach mir hätten. Nachdem sie mir
antworteten, dass sie Mathematik bei ihrem Klassenlehrer haben. Da ich jedoch wusste,
dass dieser auf einer Beerdigung und nicht in der Schule war, ging ich ins
Lehrerzimmer, um zu fragen, welcher Lehrer denn Zeit hätte die Klasse in Mathe
zu unterrichten. Innerlich habe ich auf solch eine Situation eigentlich chon
lange gehofft und wann, wenn nicht in der letzten Woche, nach den großen Tests?
Da kein Lehrer so richtig frei war, schnappte ich mir also ein Lehrbuch, ging
wieder zu Klasse und unterrichtete unvorbereitet einfach eine Stunde Mathe, was
mich selbst total überraschte – die Schüler aber auch J Trotzdem klappte es gut und
die meisten folgten meinen Erläuterungen auch aufmerksam.
Am Montagnachmittag ging es dann darum, dass wir uns
Spiele für die kommenden Tage überlegten. In einer Viertelstunde haben ein
Lehrer und ich bereits 16 Spiele aufgeschrieben, mit denen wir die Kinder
beschäftigen konnten. Zuerst waren da natürlich Fußball und Netball, dann
folgten Tischtennis, „Reise nach Jerusalem“, Weitsprung, Hochsprung,
Dreier-Hopp, Zeitungstanz, Besentanz, verschiedene Flaschenspiele,
Luftballon-Spiele usw. So wurde ein Stundenplan erstellt, der beschrieb, wann
welches Spiel von welcher Klasse
gespielt wurde.
Am Dienstagmorgen folgte dann die nächste Spontanaktion,
als mich der Klassenlehrer der 5A fragte, ob ich nach der „Morning Assembly“
seine Klasse nicht für 30 Minuten betreuen könne, bis es dann zum Fußballplatz
geht. Zuerst zögerte ich und wusste nicht so recht, was ich so spontan mit ihnen
anstellen sollte. Denn auf Nachfrage wurde mir nur gesagt „Just keep them busy.“
J Dann jedoch sagte ich
den Kindern, dass sie in diesen 30 Minuten Lieder singen und Tänze aufführen
können, was ihnen so viel Freude bereitete, wie selten irgendwelchen anderen
Kindern! Ich war erstaunt und hatte zum Glück meine Kamera dabei, um diese
Momente festzuhalten. J
Natürlich sind alle Kinder wie verrückt auf jedes Spiel,
welches man ihnen vorschlägt oder erklärt. Jedoch ist es immer sehr schwierig,
das Spiel überhaupt durchzuführen, da immer ALLE gleichzeitig spielen wollen
und nicht an weitere Runden denken. Es war also oft mehr chaotisch, als alles
andere. Aber auch so machte es Spaß;
wenn es den Kindern gefällt, habe auch ich meine Freude daran.
Meine "Teacher-Mannschaft" und ich gerade am Versuch, einen Korb zu erzielen. |
Am Dienstag- und Mittwochnachmittag durfte ich schon
anfangen, meinen „School-Scheme“ zu schreiben, das ist der Lehrplan für den
nächsten „Term“. So kann ich gleich Montag oder Dienstag mit der Arbeit im
Krankenhaus anfangen – obwohl ich sagen muss, dass ich auch die Schule jetzt schon
vermisse…
Am Freitag fand dann der traditionelle „Closing-Day“
statt. Dort werden von allen Schülern der Schule die erreichten Ergebnisse auf
dem Zeugnis (jeweils der „Grade“ und die Punktzahl) vorgelesen und die stolzen
Eltern durften die Zeugnisse danach unterschreiben bzw. sahen sie, wo ihr Kind
möglicherweise noch Unterstützung benötigt. Zwischen den einzelnen Standards
gab es kleine Pausen, die mit Sketchen, Musikstücken oder traditionellen Tänzen
ausgefüllt wurden. Zwischenzeitlich hatte es sich am Himmel aber einmal so
verdunkelt, dass wir das Programm etwas veränderten und uns drohte, die
vorbereiteten Einlagen der Kinder ausfallen lassen zu müssen. Doch schließlich
klärte es wieder auf – es war doch nicht mit Regen zu rechnen – und auch meine
Tanzgruppe durfte ihren/meinen Tanz noch aufführen! Ich glaube, ich war
aufgeregter als die Kinder selbst, die es zum Schluss sehr gut gemeistert haben
und trotz des einen oder anderen Patzers schnell wieder in den Takt gefunden
haben. Ich konnte es alles auf Video aufnehmen und freue mich schon, es den
Mädchen im Januar zeigen zu können J
Nach dem Schlussgebet, nachdem der Priester das „Amen.“
gesprochen hatte, rannten alle Kinder jubelnd zu ihren Eltern und zu den
Lehrern, die ihre Zeugnisse in den Händen hielten. Auch dort durfte ich behilflich
sein und gab die „School Reports“ mit aus. Danach gingen alle nach Hause und
ich sehe die meisten meiner Schüler nun erst am 7.Januar 2013 wieder – bis auf
jene, die in meiner Nachbarschaft wohnen oder, die ich auf dem Markt treffen
werde…
-Our Lady of Victory Choir-
In diesem Gemeindechor singe ich seit gut zwei Wochen mit
– und hatte auch schon meinen ersten Autritt. Am 24.November sangen wir zu
einem Gottesdienst in der Madisi Secondary School. Es hat wirklich Spaß
gemacht, aber natürlich war es sehr schwierig, den Text richtig zu lesen, die
Melodie korrekt zu treffen und sich dann noch mit den anderen exakt im Takt zu
bewegen! Das war Multi-Tasking pur J
Bei mir bekannten Melodien wird es aber immer besser. Besonders unter den
Adventsliedern kommen mir viele sehr bekannt vor und das Mitsingen geht dort
schon viel leichter von der Hand.
-Baumpflanz-Aktion-
Der verantwortliche Lehrer und ich nach getaner Arbeit und mit den von Sr. Raynelda geschenkten Caps auf dem Kopf. |
Die Setzlinge der Kinder wurden also in der Schule
gesammelt und am 20.November (Dienstag) trafen sich Schüler aus STD 7, um auf
einer großen Fläche gegenüber des Schulgeländes Löcher zu graben, wo die
zukünftigen Bäume wachsen sollen. Auch am neugebauten „Hostel“, welches im
neuen „Term“ eingeweiht wird und in welchem Mädchen der Schule wohnen können,
die von sehr weit weg kommen, wurden solche Löcher ausgehoben und für die
künftigen Bäume vorbereitet. Gepflanzt werden diese aber erst, wenn die
Regenfälle richtig einsetzen.
-Regenzeit-
Unser "Fluss" direkt vor der Haustür beim ersten heftigen Gewitter hier in Madisi. |
Der Regen prasselt immer so laut auf unser Wellblechdach, dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht – und das pünktliche Erscheinen zur Arbeit kann man in solchen Fällen auch vergessen. Jedoch ist das überhaupt kein Problem, denn es kommen alle zu spät – der Regen dient hier als wirkliche Ausrede. In Deutschland wäre so etwas nicht vorstellbar, aber mit einer gewissen Portion malawischer Ruhe und Gelassenheit geht das alles. J
-Wochenende beim Botschafter in Lilongwe-
Am ersten Adventswochenende machten wir uns auf und
folgten der Einladung des deutschen Botschafters hier in Malawi, um bei ihm zu
Hause Plätzchen zu backen. Zwar waren diese nur für die Kinder der Mitarbeiter, aber wo sonst
würde man hier schon in Weihnachtsstimmung kommen? Bei Weihnachtsmusik und
Plätzchenduft wurden also die verschiedensten Teige zusammengerührt und
geknetet, die Plätzchen auf dem Blech verteilt, sowie ausgestochen, geformt,
später angemalt und dekoriert und die Zeit des Backens das ein oder andere Mal
fast vergessen. Es wurde geschwitzt, natürlich gekostet und aus misslungenen
Plätzchen noch das Beste gemacht… Es war wirklich interessant, auch verschiedene
gute Gespräche mit dem Botschafter, seiner Frau und deren Sohn führen zu
können. Als Nachspeise gab es zu all dem Luxus noch Eis – es war durchaus schon
als vorzeitiges Weihnachtsfest anzusehen – zumindest sah ich es so. J
Nach dem Essen hatten wir Mädchen eine Abkühlung auch bitter nötig und so
sprangen wir in den hauseigenen Pool und schauten am Abend, als, bis auf den
jüngeren Sohn, alle aus dem Haus waren, noch deutsches Fernsehen. J Sehr müde gingen wir
später in unser riesiges Bett schlafen – und doch gab es auch in der Residenz
des Botschafters zwei Kakerlaken an einem Abend zu verzeichnen! Erstaunlich und
man wusste sofort wieder, wo man sich befand J
Meine ersten Haferflocken-Plätzchen und ich ... |
Am Sonntagmorgen ging es nach einem richtig leckeren
Frühstück mit Nutella und Joghurt (den habe ich schon seit fast 4 Monaten nicht
mehr gegessen) zurück nach Hause.
Auch seit länger als einem Vierteljahr trug ich zum ersten
mal wieder eine Jeanshose, die in mein Gepäck einfach hinein musste. Nur anziehen
kann ich sie in Madisi natürlich nie. Und ich musste auch am Samstagmorgen und
Sonntagabend immer eine Chitenje um die Hüften wickeln, sonst hätten es die
Menschen hier wahrscheinlich überhaupt nicht verstanden und mich wie eine
Außerirdische angeschaut. J
Dieser Ausflug in die Luxuswelt Malawis habe ich auf der
einen Seite genossen, weiß aber auch genau, dass dies niemals etwas für mich
wäre. Ich bin sehr glücklich, wieder hier in Madisi angekommen zu sein, besonders,
weil mich dieser große Unterschied schon sehr „geflasht“ hat.
Angekommen in Madisi, haben wir gleich die erste Kerze an
unserem „Adventsstern“ angezündet und einige wenige Spekulatius gegessen. Das
wird nun viermal zum Sonntagsritual… es
muss eben alles ein wenig eingeteilt werden.
-Adventszeit-
Was mir in diesem Jahr in der Adventszeit besonders
fehlt, sind die Roratemessen, die zu Hause in Wittichenau täglich stattfinden. Hier
gibt es zwar – auch außerhalb der Vorweihnachtszeit – jeden Morgen um 6Uhr eine
heilige Messe, jedoch ist es um diese Uhrzeit schon lange hell und die Stimmung
einfach nicht vergleichbar. Auch die Kälte und die damit verbundene
Besinnlichkeit vermisse ich schon ein wenig. Dazu den Duft von gebackenen
Plätzchen, Glühwein oder den Besuch eines Weihnachtsmarktes … vielleicht werde
ich all diese Dinge im nächsten Jahr noch einmal ganz anders und auch
intensiver wahrnehmen. Eines weiß ich aber jetzt schon: Die Kälte in
Deutschland, so sehr sie auch zum Advent und zum Weihnachtsfest dazugehört,
werde ich nicht so sehr mögen, wie die Wärme oder Hitze hier J
Trotzdem genieße ich die vielen neuen Eindrücke hier sehr
und finde es spannend, wenn im Gottesdienst Adventslieder mit Melodien „von
Zuhause“ gesungen werden.
-Adventsimpuls-
„Der Herr erfülle deine Ohren
mit Musik.
Er erfülle deine Füße
mit Tanz
und deine Arme mit Kraft.
Er erfülle dein Herz
mit Zärtlichkeit
und deine Augen
mit Lachen.“
(Afrikanischer Segenswunsch)
So wünsche ich allen meinen Lesern eine gesegnete und
besinnliche Adventszeit, ein stressfreies und bewusstes WARTEN auf das
wesentliche Ereignis, welches wir an Weihnachten feiern und ein ERWARTEN von
Gottes Sohn in unserer Welt.
Mit vielen lieben Grüßen aus dem sonnigen Madisi,
christina.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen