Meine Lieben, der nächste Blogartikel steht an, um euch
über die Ereignisse der letzten Woche in Madisi und Umgebung zu informieren.
Hoffentlich habt ihr die neuen Bilder in der Galerie schon
entdeckt. Ich kann euch gut verstehen und ich bemühe mich auch, wenigstens
immer 2 oder 3 Bilder hinzuzufügen, da man sich mit Hilfe von Fotos einfach
mehr vorstellen kann…
-Schule-
Meine zweite Unterrichtswoche ist vorüber und es macht
mir immer mehr Spaß mit den vielen Kindern zu arbeiten. In dieser Woche
behandelten wir das Thema „Football“, was natürlich besonders die Jungs in
Standard 5 erstrahlen ließ. Also ging es letzten Mittwoch, nach einer Theoriestunde
am Montag und einer Übungsstunde am Dienstag auf dem Schulhof mit der gesamten
Klasse zum Fußballfeld „Mtanila ground“ hier in Madisi. Doch schon als ich die
Klasse mit dem Fußball in der Hand betrat, hielten meine Ohren beinahe kaum
noch das Gebrüll der täglichen Begrüßungsformel („Hello Teacher! How are you
today?“) aus. Und selbst für mich ist es das pure Glücksgefühl, wenn ich die
strahlenden Augen der Kinder und ihre große Freude darüber sehen kann, dass sie
sich zwei Unterrichtsstunden mal draußen bewegen dürfen! Natürlich wollte jeder
der Jungs den Ball bis zum Fußballfeld tragen, aber diese „nette Geste“ schlug
ich lieber aus, sonst hätte ich wieder, wie auch schon am Vortag auf dem
Schulhof, einen Knäul von 80 Schülern über einem
Fußball auseinander bekommen müssen J
Zur Unterstützung nahm ich mir einen jungen Lehrer mit,
der in meinem Standard „Life Skills“ unterrichtet und mir in den meisten
Angelegenheiten zur Seite steht. Somit war auch die Verständigung auf Chichewa
kein Problem mehr für die Schüler.
Auf „Mtanila ground“ angekommen, gab es kein Halten mehr
– ich teilte die Klasse schnell in 4 Teams auf und erklärte den Plan, dass jede
Mannschaft zweimal spielt, einen Tormann benötigt und sich nicht alle Spieler
gleichzeitig auf den einen Ball
stürzen sollen, sondern sich auf dem gesamten Spielfeld verteilen sollen (der
Plan mit dem Verteilen funktionierte mäßig). Und schon ging es los: Team 1 und
Team 2 standen auf dem Platz, der Lehrer gab den Anpfiff (er war gleichzeitig
mein „arrangierter“ Schiedsrichter, damit ich ein Auge auf die außenstehenden
Kinder haben konnte J)
und alle Schüler, ob Mädchen oder Junge, setzten sich rasend schnell und
natürlich barfuß in Bewegung. Ein Spiel dauerte 15 Minuten, was jedem Jungen
natürlich als viel zu kurz erschien. Dann wurde gewechselt und die nächsten
zwei Mannschaften waren an der Reihe. Was mich außerdem total faszinierte war,
wie sich die Schüler, welche nicht spielten, beschäftigten: Die Mädchen
stellten sich in einen Kreis, klatschten spontan einen bestimmten Rhythmus und
eine nach der anderen tanzte in den Kreis und bewegte sich kurz zum Takt des
Liedes. Die Jungen hingegen betätigten sich daneben sportlich: sie schlugen
Räder, machten Purzelbäume und Handstand … Da war ich für einen Moment wieder
so fasziniert, dass ich kurz vergaß, die routinierte Lehrerin der „St. Francis
Primary School“ zu sein. J
Nach den Stunden mit STD 5B war die 5A an der Reihe und
auch hier waren alle hellauf begeistert am Fußballspielen. Natürlich meckerten
die Jungs schon nach dem ersten Spiel, dass sie ja nur aufgrund der Mädchen
keine Tore schießen könnten usw. „Typisch Jungs“, dachte ich mir und erklärte
ihnen, dass sie ein Team sein müssen,
um gewinnen zu können. Wenn sie sich gegenseitig ausschließen würden, dann
funktioniert es nicht. Als dieser Appell dann auch noch einmal auf Chichewa für
die letzten, die es nicht verstanden, wiederholt wurde, konnte der Unterricht
fortgeführt werden. Ein Junge
sagte mir später auf dem Rückweg zur Schule: „Teacher, next time you give us two
balls – one for the boys and one for the girls, ok?” Ich musste
schmunzeln und mir war klar, dass die Meinungen in Bezug auf Fußball identisch
sind – egal, wo auf der Welt man sich befindet.
- Tätigkeiten außerhalb des Unterrichts –
Wenn ich nicht gerade in meinen Standard 5 unterrichte,
verschiedene Unterrichtsmaterialien vorbereite oder den „lesson plan“ schreibe,
bin ich des Öfteren bei den Küchenfrauen und helfe ihnen beim Phalakochen sowie
-austeilen oder scherze mit ihnen – auch, wenn sie nicht gut Englisch und ich noch
nicht gut genug Chichewa verstehe. J
In dieser Woche war ich außerdem am Mittwoch und
Donnerstag damit beschäftigt, die neuen Waisenkinder aus der Schule (Standard 1
und alle „Newcomer“ der anderen Klassenstufen) mit neuer Kleidung zu versorgen.
Dafür wurden jede Menge Sachen in einem riesigen Container aus Deutschland
hierher gebracht, mit denen wir viele strahlende Kinderaugen zaubern konnten!
Doch erst einmal mussten sich alle, die den Raum des „Home-Craft-Centers“ betraten, ihrer eigenen Kleidung entledigen. Dort
fiel mir gleich ein Mädchen aus STD 1 auf, die ein total zerrissenes
Schuluniform-Kleidchen trug. Dieses nahm ich mir später mit nach Hause und
nähte es wieder zusammen. Anschließend wurde es noch gewaschen – da der
„Geruch“ mit der Zeit einfach nicht mehr auszuhalten war. Morgen (Montag)
bekommt die Kleine es dann mitsamt einem Neuen zurück.
Die Schüler aus den höheren Klassen bekamen zusätzlich
noch ein T-Shirt von der WM 2006 in Deutschland – für die meisten die größte
Freude, das konnte man ihnen ansehen!
- Home Craft Center –
Montags findet kein „Home-Craft“ statt, dafür kommen ab
jetzt immer dienstags die Waisenkinder der 7. Klasse zur
„Nachmittagsbeschäftigung“, welche von den Kindergärtnerinnen geleitet wird.
Während sich die meisten von ihnen am Nähen von Topfhandschuhen versuchten,
beschäftigte ich mich mit einer Gruppe pubertierender Jungs, die darauf einfach
keine Lust hatten und in der Ecke rumsaßen. Ein wenig für Begeisterung konnte
ich allerdings sorgen, als ich anfing mit ihnen Freundschaftsbänder zu knüpfen.
Sie ließen sich sogar erstaunlich gut auf meine Anweisungen ein und waren
relativ konzentriert bei der Sache.
Sogar die Kindergärtnerinnen waren erstaunt, mit welcher Ruhe und Gelassenheit
ich mit ihnen arbeitete …
Mittwochs ist Standard 6 an der Reihe und beschäftigt
sich eifrig mit dem Nähen von einfachen Topflappen. Wie ihr schon lest, geht es
im „ Home Craft Center“ hauptsächlich darum, den Kindern Fertigkeiten in
Handarbeiten mitzugeben – Mädchen, wie auch Jungen.
Donnerstags kommen dann endlich die Kinder aus meinem
Standard 5 und ich lernte in dieser Woche: Gib den Kindern eine Schnur und ganz
viele Perlen und sie sind glücklich – am allermeisten die Jungs! J
Freitag wusste ich gar nicht so recht, was ich mir zuerst
anschauen sollte: Im „Home-Craft“ waren die Kinder aus STD 4 und 3 und spielten
begeistert Bewegungsspiele, im Lehrerzimmer herrschte wildes Gewusel und alle
waren aufgeregt, zogen sich Fußballschuhe und Trikos an und gingen dann zu „Mtanila
ground“, wo das freitägliche Fußballspiel der Schüler und Lehrer stattfand!
Wirklich klasse anzusehen. Und in der Schule traf sich der „St. Fancis School
Choir“, zu dem ich mich dazugesellte, da ich es dem Lehrer versprochen hatte.
Und es freute mich umso mehr und war auch irgendwie eine Ehre für mich, als ich
den Mädchen im Sopran gleich eine schwierige Passage vorsingen durfte und noch
weitere Vorschläge leisten konnte, die dem Lehrer sehr gefielen. Das geübte
Lied wird dann morgen (Montag) zur „morning assembly“ gesungen und ich darf mit
dabei sein.
Donnerstag ist bisher immer noch mein unterrichtsfreier
Tag und so machte ich mich in dieser Woche besonders zeitig auf den Weg: Ich
stand schon um 5Uhr auf, huschte schnell unter die (natürlich) kalte Dusche und
fuhr mit dem Lehrer (und Fahrer) der Schule und seinem LKW mit, um die Kinder
der umliegenden, weiter entfernten Dörfer einzusammeln. Insgesamt fuhren wir
dreimal aus Madisi heraus, bis es dann auch die letzten Schüler pünktlich zur
„morning assembly“ geschafft hatten. Für mich war es besonders interessant,
einmal die typisch afrikanischen Dörfer zu sehen, die ärmlichen Häuser und
Hütten und die vielen Felder, auf denen Süßkartoffeln, Mais (in der Regenzeit)
oder Bohnen angebaut werden. Deshalb habe ich beschlossen, jeden
Donnerstagmorgen mit dem LKW mitzufahren und es zur Routine werden zu lassen.
- Religion –
Wie ich schon mit eigenen Ohren erfahren durfte, gibt es
hier in Madisi nicht nur Christen sondern anscheinend auch eine ganze Menge
Muslime. Denn jeden Morgen um 5 Uhr (nur um diese Uhrzeit ist es für mich
hörbar) ruft der Muezzin in der Moschee zum Gebet! Diese ist relativ weit von
unserem Zuhause entfernt, aber wenn man genau hinhört, ist dieses Rufen laut
genug – und für mich auch etwas sehr Exotisches hier.
Was vielleicht noch zu den Gottesdiensten hier in Madisi
zu erwähnen ist: Männer und Frauen sitzen getrennt voneinander – die Frauen
links und die Männer auf der rechten Seite des Kirchenschiffes. Außer im Chor,
dort ist auch die „gemischte Variante“ erlaubt. Der Mitglieder des Chores sind
in der Messe ebenfalls die Hauptsänger,
da die Gemeindemitglieder nicht allzu kräftig mitsingen. Wir haben aber
trotzdem immer unser Gesangbuch dabei und auch oft eine nette Frau neben uns
sitzen, die dann die Nummern der Lieder auswendig kennt und sie uns zeigt.
- Was ich nie von mir gedacht hätte … -
Unter diesen Punkt kann ich schon jetzt, nach nur einem
Monat hier in Malawi, eine Menge Dinge schreiben.
Ich hätte nie von mir gedacht, dass …
- … ich einmal vor einer Schulklasse von über 80 Kindern
stehe, diese unterrichte – und das noch nicht einmal in meiner oder ihrer
Muttersprache.
- … mir einmal das kalte Duschen am Morgen überhaupt
nichts ausmachen würde.
- … ich mich einmal hinsetze und ein zerrissenes
Kleidchen nähe, welches nachher noch nicht einmal schlecht aussieht.
- …
Und in den nächsten Wochen und Monaten kann ich darunter
sicher noch einige Dinge mehr verbuchen.
Moji lubi serbja, postrowju wězo tež was cyle lubo!
Wčera, sobotu, sym připódla pola frisera tu w Madisi była. Wězo sym my jako
„Azungu“ (beła) abo „Teacher“
(wučer) zaso atrakcija pola małych dźěći byla a nydom su woko 15 do 20 dźěći
woko mje byli! Smy sej z Friederike tam potajkim na jednej stronje hłosy
zaplesć dali – za kwas, na kotryž přichodny tydźen sobotu jedžemy. Powědam wam
potom zaso wjac, hdyž wot Guillme wročo sym. Myslu husto na was!
Nětko přeju wam wšěm rjany
nowy tydźen a wjele mocow při najwšelakorišich nadawkach.
Eigentlich wollte ich nicht, dass dieser Eintrag schon
wieder so lang wird, aber es passiert einfach so viel. Nun wünsche ich euch
noch einen gesegneten Sonntag und eine tolle neue Woche!
Tionana/Nadźijomnje hač bórze/Bis bald,
christina!
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