Biounterricht, mäßige TEST-Erfolge und andere mittelgroße
Katastrophen
Sikuyenda onse! Nun melde ich mich endlich einmal wieder, um euch Ereignisse der letzten Wochen und das aktuelle Geschehen hier in Madisi mitzuteilen. Mir geht es soweit gut; eine Erkältung liegt bereits hinter mir und nun plagen mich nur ab und an die alljährlichen Rückenschmerzen. J
-Wetter-
Die Temperaturen sind zurzeit wirklich genau umgekehrt,
wie ihr sie in Deutschland erlebt! Es wird heißer und heißer und schon morgens
schwitzen wir bei mehr als 28°C IM Haus! Da tut eine kalte Dusche wirklich sehr
gut – wenn der Luxus besteht, DASS Wasser aus der Dusche kommt! Seit letztem
Wochenende ist das auch wieder sehr regelmäßig der Fall, ansonsten müssen eben
immer noch der große Eimer und das Litermaß als „Schöpfkelle“ herhalten. Das
zählt inzwischen auch schon zu den Dingen, die ich für reichlich normal
empfinde, da es einfach Afrika ist…
Die große Hitze hat noch einen Nachteil: man wird so
schnell müde und das Arbeiten in der Klasse ist auch anstrengender als sonst.
Vor allem, wenn die Kinder nicht so wollen, wie ihre Lehrerin … J (was natürlich höchst
selten der Fall ist ;) )
-Internet-
Dies ist dann gleich die nächste Katastrophe. Das
Internet will seit dem letzten Wochenende nicht mehr so richtig funktionieren,
auch eine andere SIM-Karte von Sr. Veronika macht nun Probleme – das gehört
wahrscheinlich, auch wenn es richtig nervt, ebenso zum afrikanischen Leben
dazu. Hoffentlich kann ich euch trotzdem regelmäßig berichten.
- Muttertagswochenende-
Letzten Montag hatten wir schulfrei, da der nationale
Feiertag „Holy Mothers Day“ gefeiert wurde. Deshalb ging es schon am
Freitagmittag (12.10.) zum See, genauer: nach Senga-Bay, einer Strandgegend
östlich von Lilongwe. Wir fuhren also mit dem BigBus nach Lilongwe, von dort
aus weiter mit einem größeren Minibus nach Salima und von dort aus zur Lodge,
unserer Übernachtungsstätte. Allerdings kamen wir in Salima gegen 18.30Uhr an,
mussten noch einen anderen Minibus nach Senga-Bay nehmen und von dort aus eine
Cabasa – in der Dunkelheit! Wo uns doch immer gesagt wurde, wir sollen uns nach
Sonnenuntergang nirgendwo mehr draußen aufhalten! Das war schon ziemlich
abenteuerlich, vor allem, weil wir keinen blassen Schimmer hatten, wo sich die
Lodge befand und somit mussten wir uns komplett auf die Cabasa-Fahrer
verlassen. Leider war es nicht nur ein Kilometer, nein, zuerst ging es ca. 4km auf
geteerter Straße entlang, dann jedoch endete diese und wir fuhren auf einem
buckeligen Sandweg weiter. Bis es auch dort gar nicht mehr ging und wir den
letzten Kilometer laufen mussten – mit plötzlich noch einem dritten Malawier an
unserer Seite! Aber zum Glück ging alles gut und wir erreichten sichtbar
erleichtert die Lodge und die anderen Mädchen, die schon unsere Zelte aufgebaut
hatten und uns ebenso erleichtert empfingen. Dann saßen wir noch ein wenig am
Strand und redeten über die Zeit in unseren Projekten, tauschten uns aus und
gingen schlussendlich sehr müde schlafen.
Am Samstagmorgen verpassten wir leider den Sonnenaufgang,
aber Anne und ich waren noch vor dem Frühstück im See schwimmen – auch wenn
Schilf und Felsen in der Nähe waren und man diese, aufgrund der
Bilharziose-Gefahr lieber meiden sollte. Jedoch war an diesem Morgen ein
relativ kräftiger Wellengang, der uns noch zusätzlich erfrischte, da es sich
selbst in der Nacht nicht wirklich abgekühlt hatte. Nach dem Frühstück machten
wir uns mit einem Malawier, den Anne (eine Mit-MaZ’lerin) am Abend zuvor
kennengelernt hatte, auf den Weg, um Krokodile zu sehen. Diese waren
schlussendlich nicht in freier Wildbahn aufzufinden, sondern in einer Farm. Ich
fand diese Art von Tieren trotzdem noch ziemlich langweilig, da sie sich
absolut gar nicht bewegten und wenn, dann nur sehr langsam…! Danach ging es weiter,
übrigens immer noch zu Fuß durch die afrikanische Hitze, zum Strand und zum
vermeintlich nächsten Ort, der dann doch weiter entfernt lag, als wir es
dachten. Dort trafen wir 4 weiße Südafrikaner und nahmen einen LKW-PickUp
zurück zur Unterkunft, wo wir Mädels auf der Ladefläche platznehmen durften J Unsere Fahrt endete
allerdings nicht an unserer Lodge, sondern – am nächsten Touristenmarkt an der
Straße! Ich hielt jedoch meine Kaufsucht für afrikanische Souvenirs noch in
Grenzen und kaufte mir nur zwei Ketten.
Den letzten Rest zur Unterkunft nahm uns dann ein
freundlicher Grieche in seinem Auto mit, den wir bereits in der Lodge kennen
gelernt hatten und der dort mit seinen zwei süßen Kindern das Wochenende
verbrachte. Wieder am See (an dem man meinen könnte, man befinde sich am Meer) angekommen, ging es sofort zum Sonnenbrand-Kühlen und
Schwimmen ins Wasser.
Auf dem Gelände der Lodge tummelten sich übrigens ganz viele Affen in den Bäumen, die nachts
immer auf das Wellblechdach der Toiletten und Duschen sprangen und damit einen
Riesenkrach veranstalteten. J
Am Samstagabend (13.10.)
lernten wir noch 3 lustige, in Malawi lebende Libanesen kennen und unterhielten
uns mit ihnen. Das interessantere Gespräch führten wir allerdings danach mit
dem Griechen, der sich zu uns an den Strand setzte, nachdem er seine Kinder zu
Bett gebracht hat – ein liebevoller Papi, das merkten wir schnell.
Er brachte mich auch am nächsten Tag, Sonntag, mit seinem
Auto zum Turn-off, da von der Lodge aus keine Cabasa fuhr. Das fand ich
wirklich mal soo nett von ihm, obwohl wir uns nicht wirklich kannten.
Sonnenaufgang mit Blick von einem Felsen auf den See |
Am Turn-off angekommen wartete ich im Schatten eines Baumes eigentlich auf einen Minibus. Doch kurze Zeit später hielt vor mir ein Pick-Up, der mich gerne auf seine Ladefläche sehen wollte. Nach kurzem Zögern aufgrund von Sicherheitsbedenken und dem Aushandeln eines für mich akzeptablen Preises ging das Abenteuer „Pick-Up“ für mich also in die nächste Runde. Ich sagte mir zu Beruhigung meines Gewissens einfach, dass da noch Frauen mit Kindern drauf saßen und die Leute eigentlich ganz in Ordnung und nicht nach irgendwelchen „Party-people“ aussahen, vor denen auch der Grieche mich warnte. In Salima endete die rasante aber doch lustige Fahrt mit dem Pick-Up dann auch wieder und ich stieg in einen Minibus um, der nach einer Wartezeit von 1,5 Stunden endlich startete. Eine halbe Stunde kürzer fiel das Warten in Lilongwe im BigBus aus, wobei selbst ein Inder neben mit schon ungeduldig wurde. J Um 17 Uhr landete ich wieder wohlbehalten in „meinem“ Madisi, nahm eine Cabasa bis zum Haus und genoss, das erste Mal seit langem, dass ich wieder UNTER der Dusche duschen konnte!
Den Montag nutzte ich zum Erholen und Auskurieren meines
Schnupfens und Hustens und zum Vorbereiten des Unterrichts. Und dann war auch das verlängerte Wochenende schon
wieder vorbei.
-Schule-
Seit einiger Zeit ist noch einmal ein bisschen mehr zu
meinen Aktivitäten in der Schule hinzugekommen und ich gebe euch mal einen
kleinen Wochenüberblick mit den Tätigkeiten:
- Jeden Tag unterrichte ich 4 Stunden in Standard 5(„Epressive/Arts“
und „Lief/Skills“); mein freier Donnerstag hat sich somit also auch erledigt.
- Jeden Nachmittag gehe ich, nach Beendigung der Unterrichtsvorbereitungen,
zum HomeCraftCenter und spiele Verschiedenes mit einigen Kindern, wobei der Liebling bei den
meisten „Duck,duck,goose“ ist (so ähnlich wie „Der Plumpssack geht rum…“).
- Oftmals suche ich mir einige Kinder vom HomeCraft
heraus, um mit ihnen in die Bibliothek zu gehen und dort in englischen Büchern
zu lesen, damit sie ihre Englisch-Kenntnisse, die teilweise wirklich sehr
dürftig sind, verbessern
- Mittwochs habe ich meine „Dancing Group“ mit Mädchen
der 5. und 6. Klasse, in der wir Tänze für verschiedene Anlässe in der Schule
proben und einfach auch mal
außerschulisch Spaß haben. „Nossa“, „Macarena“ und ein Lied aus dem Musical
„Der König der Löwen“ standen schon auf dem Programm J
- Fast jeden Nachmittag von 16.30Uhr bis 17Uhr treffe ich
mich mit „meiner“ Lehrer-Vokalgruppe (4Lehrer und ich) zum Einstudieren
verschiedener Lieder für die „Morning-Assembly“ in der Schule. Am Freitag
(12.10.) sangen wir bereits „When I look into Your holiness“ und am Montag (22.10.) wollen wir „You are
holy“ vortragen. Diese beiden Lieder habe ich vorgeschlagen und ich kenne sie
bereits aus der Zeit, in der ich zu Hause in Projektchören mitsang. Deshalb bin
ich natürlich doppelt motiviert bei der Sache!
In „Expressive/Arts“ sollten die Schüler am Mittwoch
(17.10.) Wiederholungen und Kontraste anhand von Nähstichen üben. Ich gab ihnen
also (in etwas chaotischer Art und Weise) Nadel, Faden und einen Stoffrest in
die Hand – und daraus entstanden bei vielen Kindern binnen kürzester Zeit schöne
kleine Täschchen! Das hat mich wirklich beeindruckt.
-Biounterricht als Herausforderung an eine MaZ’lerin“-
In „Life/Skills“ wartete am Donnerstag ein
„wunderschönes“ Thema auf mich: „Physical and emotional development“! Heißt zu
Deutsch so viel wie „Veränderungen in der Zeit der Pubertät“ J Dies ist schon eine
ziemliche Herausforderung für mich, wenn man ernst bleiben muss, auch wenn Kinder anfangen zu
grinsen und zu kichern - ich bin ja schließlich
keine Biologielehrerin. Es ist mir aber trotzdem irgendwie gelungen; ich habe
mir das Thema so „angenehm“ wie möglich gestaltet. Als jedoch dann die für mich
beste Frage des Tages, vielleicht auch der Woche kam, musste ich schon sehr an
mich halten und erst einmal schlucken. Mehrere Schüler fragten plötzlich
beinahe gleichzeitig: „TEACHER,WHAT ARE GENITALS?“! J J Ja…klar, natürlich wussten sie es allein, aber
wollten es von einer weißen Freiwilligen eben auch mal hören. Ich stockte kurz
und gab ihnen dann eine biologisch korrekte und sinnvolle Erklärung und
Umschreibung – damit hätten sie nicht gerechnet und waren zufrieden. J Hach, meine Schüler
der 5B….das sind wirklich kleine
„Troublemaker“!
-mäßig gute TEST-Ergebnisse-
Freitagnachmittag war ich dagegen nicht mehr in witziger
Stimmung, sondern ganz schön deprimiert. Der Grund: mein „Life/Skills“ TEST ist
nicht wie erwartet gut ausgefallen,
sondern eher sehr schlecht. Und das, obwohl ich alles direkt vor der Kontrolle
noch einmal wiederholte! Manchmal habe ich wirklich noch das Gefühl, die
Schüler würden mich nicht verstehen….aber an einigen Ausnahmen, die 70% und
sogar 100% schrieben, merke ich, dass es auch anders geht und dass ich
verständlich unterrichte. Was mit dem Rest los ist, gilt es noch
herauszufinden. Als Ziel habe ich mir zumindest gesetzt, dass diese TESTs von
Mal zu Mal besser werden – und das bei JEDEM Schüler!
-most beautiful place in Madisi-
-Dinge, die schon normal für mich sind-
Hier kann ich meine Liste aus dem ersten Blogeintrag mit
den Dingen, die inzwischen schon normal für mich geworden sind, fortführen:
- das Tragen von Röcken, die über die Knie gehen (obwohl
ich doch in meiner Freizeit noch gerne auf Hosen zurückgreife)
- das etwas andere Verständnis von einem vollen Auto oder
Bus
- die Vertauschung von „r“ und „l“ im Englisch der
Malawier; dieses ist jedoch gänzlich ein Anderes, als das britische oder
amerikanische Englisch
- die verschiedenen Perücken, die hier wirklich sehr
beliebt sind; jede Frau hat mindestens zwei zu Hause, was es natürlich für mich
erstmal schwierig macht, sie wieder zu erkennen J
Neben ungeliebten Tieren gibt es durchaus auch leckeres Obst im Garten der Schwestern - hier zB. Papayas/"Popos" |
-ungebetener Besuch-
Am Mittwochabend hatten wir einmal mehr ungebetenen
Besuch – es herrschte wieder Kakerlaken-Alarm! Eigentlich ist auch das hier nichts
Besonderes mehr, aber diesmal waren es gleich drei (!), die Frieda in der Dusche
entdeckte, als sie die Tür schließen wollte! Unser Gekreische und die Flucht
auf jegliche höher gelegene Gegenstände hätte man aufnehmen müssen – es sah
ganz bestimmt lustig aus. J
Als Fluchtorte dienten uns bisher in diesen Momenten
immer Stühle, die Toilette und ich sprang beim letzten Alarm urplötzlich auf
unser Waschbecken (gut, dass es so robust ist), da ich gerade Zähne putzte! Nur
gut, dass die Viecher ja nicht einfach mal anfangen können zu fliegen, wenn man
sie provoziert und einfangen möchte… J
-Weltmissions-Sonntag-
Noch ein kurzer Gedanke zum heutigen
Weltmissions-Sonntag: Wenn man es wörtlich nimmt, ist dieser eigentlich MEIN
Sonntag des Jahres, da ich mich zurzeit in der Weltmission befinde und mein
Jahr als „Missionarin auf Zeit“ hier in Malawi lebe.
Noch vor einem Jahr ging ich zu diesem Anlass immer an
Plakaten, die an den Türen unserer Pfarrkirche Wittichenau aufgehängt waren,
vorbei und nahm Personen aus verschiedenen Entwicklungsländern war. Heute
jedoch befinde ich mich genau in solch einem Land – einem der Ärmsten der Welt
– und singe und bete hier im Gottesdienst mit all den Menschen zusammen. Dabei
denke ich wieder an die Plakate und an meine Heimatgemeinde…
Dazu, dachte ich mir, passt auch eine kleine Geschichte,
die ich in Vorbereitung meines MaZ-Dienstes kennen lernte, ganz gut:
„Eines Morgens, nach einem heftigen Sturm, geht ein Mann
am Strand spazieren. Auf dem Sand liegen hunderte Seesterne verstreut.
Wenig später sieht der Mann einen kleinen Jungen, der
einen Seestern nach dem anderen aufsammelt und zurück ins Meer wirft. Der Mann sagt
zu ihm: „IM Meer gibt es Millionen von Seesternen, hunderte liegen am Strand
und Du bist ganz allein. Es macht keinen Unterschied, ob du einige von hier
zurück wirfst. Du kannst ohnehin nicht viel bewirken.“
Da bückt sich der Junge erneut, hebt den nächsten
Seestern auf und sagt: „Es macht einen Unterschied – für Diesen hier!“
-Manchmal…-
„Manchmal kann schon ein kleiner Gruß, der von Herzen
kommt, einen schlechten Tag etwas besser machen und einen Schönen noch
schöner.“
W tutym zmysle ja so přeco jara wjeselu, hdyž něšto z
Łužicy słyšu a hdyž mailki abo póštu dóstanu! Myslu cyle husto na was a
nadźijam so, zo so wam wšěm derje dźe a zo su nazyma a wosebje nětko nazymne prózdniny
wot wjedra a swobodneho časa sem jara rjane! Ja dyrbju so hisće hač 07.decembra
w šuli počić; potom pisaja šulerjo jedyn tydźen dołho wulke dźěła na kóncu
jedneho šulskeho wotrězka a du wot 14.decembra do hodownych prózdninow. Potom
započinu ja moju słužbu tu w chorowni – nadźijomnje na staciji nowonarodźenych
dźěćow…
Im Sinne dieses Spruches freue ich mich immer sehr, wenn
ich etwas aus meiner Heimat höre und Mails oder sogar Post bekomme! Das
verkürzt die Distanz nach Hause und hält die Verbindung. Ich hoffe, es gibt
einen schönen „goldenen Herbst“ und für
die Schüler tolle, erholsame Ferien!
Lubje was strowi waša/
Liebe Grüße sendet eure
Liebe Grüße sendet eure
christina.
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